(fi) Auf jeden Fall ein Wort, das sehr gut klingt. Das nach Reichtum, Ruhm und Vergnügen schmeckt. Ist das so, oder trifft das nur auf wenige Ausnahmen zu, wie etwa auf den populären Frank Schätzing (›Der Schwarm‹, ›Limit‹), der nach eigener Aussage sowieso »immer ein Popstar sein wollte«? Tatsächlich versucht die Literaturwissenschaft dem Phänomen Bestseller schon seit langem auf die Schliche zu kommen, mit zum Teil erstaunlichen Ergebnissen:

Ein Bestseller kann ein ganz und gar wechselhaftes Geschöpf sein, temporär erfolgreich, dann wieder vergessen. Ausserdem ein reines Werbe-Label, eine Chimäre, hinter der gar nicht soviel Auflage steckt. Ein Bestseller ist natürlich besser als ein Buch, von dem gar nicht gesprochen wird, aber die wahren Helden unter den Büchern sind die Longseller, so wie die ›Bibel‹, ›Vom Winde verweht‹, ›Die Leiden des jungen Werther‹, ›Max und Moritz‹ oder die Schriften des Marc Aurel (geboren im Jahre 121 in Rom). Diese wilde Mischung zeigt nebenbei, dass Longseller absolut genreübergreifend sind.

Einsichten und Ansichten zum Thema Bestseller in einer klugen Analyse von Prof. Dr. Murray G. Hall, der am Institut für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Wien lehrt:

Auf die Frage »Was ist ein Bestseller?« gibt es in Fachpublikationen unzählige Antworten. Fast allen gemein ist der folgende einleuchtende Punkt: Die Bezeichnung ›am besten‹ verkauft ist natürlich relativ, relativ etwa zu einer bestimmten Zeitspanne (eine Woche, ein Monat, ein Jahr), wohl im Unterschied zu ›longsellern‹ und ›steady sellern‹. Zweitens ist der Begriff relativ zu einem geographischen Raum. Es ist einleuchtend, dass ein Buch, das sich auf dem kleinen österreichischen Markt z.B. 50.000 Mal verkauft, durchaus als Bestseller bezeichnet werden darf, auch wenn ein solcher Verkaufserfolg auf einem anderen, größeren Markt gar nicht selten ist und keinen Anlass gibt, von einem Bestseller zu reden. Es ist daher problematisch, die Latte etwa bei 100.000 legen zu wollen, wo es doch Bücher auf der Bestsellerliste gibt, die kleinere Auflagen haben (…)

Der Terminus ›Bestseller‹ ist amerikanischen Ursprungs und setzt sich aus ›best‹ (Hier: ›am besten‹ im Sinne von ›am meisten‹, Superlativ von ›gut‹) und ›seller‹, d. h. verkauftes Buch, zusammen. Das Wort wird inzwischen höchst inflationär gebraucht, bezieht sich auf einen gegenwärtigen Status (»diese Woche Nummer 1«), kann aber auch Zukünftiges verheißen. Wie schon erwähnt: In der Verlagswerbung oder im Mediahype werden Neuerscheinungen bereits vor der Publikation als ›Bestseller‹ angekündigt. Nicht nur das: Es gibt, wie die jüngste Vergangenheit zeigt, manchmal sogar Bücher, die bereits auf die Bestsellerliste gelangen, bevor sie überhaupt in den Handel kommen (…)

Erstaunlich: Bestseller haben – da neue am laufenden Band daher kommen – auch die Eigenschaft, schnell in Vergessenheit zu geraten. Nach dem Motto: Heute hier, morgen weg. »Der Blick auf die Geschichte der Bucherfolge im 20. Jh. (…) lässt zunächst darauf aufmerksam werden, wie rasch und nachhaltig einstmals berühmte Autoren in Vergessenheit geraten können (Zitat E. Fischer).«

Das vollständige 17seitige PDF zum Thema Bestseller von Prof. Dr. Murray G. Hall hier downloaden.

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z.B.: Die Eilige Schrift Zwölf unangenehme Thesen zur Katholischen Kirche im Jahre 2012. – Die Katholische Kirche befindet sich auf einem Parforceritt zurück ins Mittelalter … und viele spielen eine beklagenswerte Rolle, wenn es um die Volksverdummung im Interesse der Kirche geht. Kritische Stimmen sind kaum zu hören, man ist viel lieber happy im Papst-Wahn.

z.B.: Die Wissenschaft des Reichwerdens.

Im Jahr 2006 schoss ein Buch fulminant in den Bestsellerlisten nach oben: »The Secret«, das Geheimnis, von Rhonda Byrne, einer australischen Autorin und TV-Produzentin. Als eine ihrer maßgeblichen Quellen nannte Byrne in einem Interview Wallace Delois Wattles mit seiner »Wissenschaft des Reichwerdens«. Dieses Buch ist bis heute der am klarsten formulierte Ratgeber dafür, wie man Erfolg im Leben hat.

z.B.: Sun Tsu: Die Kunst des Krieges

Psychologische Führung aller Beteiligten, Flexibilität und Taktik gegenüber dem Gegner, äusserste Disziplin in den eigenen Reihen – das sind Prinzipien, die heute wie damals in allen großen Organisationen, ja sogar im persönlichen Leben und in der Mann-Frau-Beziehung von entscheidender Bedeutung sind.