Rauchen in Absurdistan

(fi) Das Thema Rauchen ist auch und gerade bei der journalistischen Zunft so emotional besetzt, dass es schon fast peinlich ist. Beinahe jedem Zeitungskommentar merkt man an, ob sein Schreiber selber am Glimmstengel hängt, ob er eine vermeintliche ›Liberalisierung‹ in der Rauchergesetzgebung innerlich bejubelt oder nicht.

Man muss es schon fast tragisch nennen, dass sich so eine Gesetzesanstrengung wie die für bessere Luft nicht von Eigeninteressen und Lobby-Einflussnahme trennen lässt. Herauskommt, was typisch für Deutschland zu sein scheint und an Rechtschreibreform und Flaschenpfand erinnert: ein undurchsichtiger Reformbrei, mit dem es jedem irgendwie Recht gemacht werden soll. Es gibt eben Punkte, an denen die Logik und der gesunde Menschenverstand nichts mehr zählen. So einer ist jetzt wieder einmal erreicht. Wer siegt, ist die Bürokratie.

Ist es nicht klar, dass das Rauchen schädigt? Den Raucher und andere? Doch, es ist klar. Es kostet die Volkswirtschaft Milliarden. Eine klare Lösung, so klar wie dieser logische Zusammenhang, ist dennoch nicht in Sicht. Argumente findet man immer: Die Freiheit des Rauchers, die Freiheit des ›Eckkneipenbesitzers‹ – was auch immer. Die Gleichbehandlung der bedrohten Spezies des Eckkneipenbesitzers wäre übrigens ganz einfach herzustellen gewesen, indem man ein konsequentes und einheitliches Rauchverbot in der Gastronomie einführt – ohne hier und da doch ›Raucherabteilungen‹ zu erlauben. Unsere Hasenfuß-Politik kreiert stattdessen aber nach gewohnter Praxis ein absurdistanisches Geldverschwendungs-Reförmchen, das Hunderte von Gerichten beschäftigt.

Übrigens: Das unschuldige Wort ›Freiheit‹ wird in diesem Zusammenhang allzugern missbraucht. In München tobt zur Zeit ein anderer Krieg auf kleinerer Ebene, dabei geht es um Dreck, Hundekot und andere Dinge im Englischen Garten. Peter Gauweiler – ich bin nicht verdächtig, ein Fan von ihm zu sein – schrieb dazu neulich diesen treffenden Satz in der Abendzeitung: »Was hat es denn mit Freiheit zu tun, wenn ich alle fünf Meter in Hundescheiße trete?« Das Problem ist, die Hundebesitzer denken, es hat sehr viel damit zu tun. Und die Raucher, rauchenden Journalisten und Politiker ticken da ganz ähnlich.