Schachnovelle, Stefan Zweig

(ajf) »Das Grunderfordernis der Novelle ist, nach Goethe, die künstlerische Wiedergabe einer ›unerhörten Begebenheit‹. Eine solche Begebenheit ist bei Zweig die Begegnung zweier Schachgenies, von denen das eine eine stumpfe bäuerliche Natur ist, der sich ›die Welt einzig auf die enge Einbahn zwischen Schwarz und Weiß reduziert‹, die ›in einem bloßen Hin und Her, Vor und Zurück von zweiunddreißig Figuren ihre Lebenstriumphe sucht‹ – das andere ein hochorganisierter gebildeter Mensch, für den das kalte Fieber des ›Spiels der Spiele‹ einstmals in der zermürbenden Einsamkeit einer Gestapohaft Lebensrettung gewesen ist.« (Der Tagesspiegel)

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Was ist ein Bestseller?

(ajf) Auf jeden Fall ein Wort, das sehr gut klingt. Das nach Reichtum, Ruhm und Vergnügen schmeckt. Ist das so, oder trifft das nur auf wenige Ausnahmen zu, wie etwa auf den populären Frank Schätzing (›Der Schwarm‹, ›Limit‹), der nach eigener Aussage sowieso »immer ein Popstar sein wollte«? Tatsächlich versucht die Literaturwissenschaft dem Phänomen Bestseller schon seit langem auf die Schliche zu kommen, mit zum Teil erstaunlichen Ergebnissen:

Ein Bestseller kann ein ganz und gar wechselhaftes Geschöpf sein, temporär erfolgreich, dann wieder vergessen. Ausserdem ein reines Werbe-Label, eine Chimäre, hinter der gar nicht soviel Auflage steckt. Ein Bestseller ist natürlich besser als ein Buch, von dem gar nicht gesprochen wird, aber die wahren Helden unter den Büchern sind die Longseller, so wie die ›Bibel‹, ›Vom Winde verweht‹, ›Die Leiden des jungen Werther‹, ›Max und Moritz‹ oder die Schriften des Marc Aurel (geboren im Jahre 121 in Rom). Diese wilde Mischung zeigt nebenbei, dass Longseller absolut genreübergreifend sind.

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200 Jahre Georg Büchner

(ajf) 17. Oktober 2013: Der Geburtstag von Georg Büchner jährt sich zum 200. Mal.

Eine Würdigung
Georg Büchner ist ein Wegbereiter, ein bahnbrechender Erneuerer der deutschen Literatur – der Begriff ›Genie‹ ist nicht weit, wenn man an ihn denkt. Und das bei einem Mann, der – es ist kaum fassbar – bereits im 24. Lebensjahr starb. Heute, viele Generationen später, hat sein früher Tod doch eine positive Seite: Als junger Wilder, als eine Art James Dean der Literatur bleibt er für immer unfehlbar und unantastbar.

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Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat (›Snowden Edition‹)

20. Juli 2013

(ajf) Noch nie fühlte man sich von der eigenen Regierung so schlecht vertreten wie heute. Grundrechte werden achselzuckend aufgegeben – »man kann halt nichts machen«. Nach Washington reist ein völlig unbedarfter Vertreter der Deutschen Bundesregierung (Friedrich), bei dem man bei jedem Satz, den er in ein Mikrofon stammelt, nur zu deutlich merkt, wie komplett ahnungslos er in Sachen Internet und digitaler Datenverarbeitung ist. Warum müssen die größten Flaschen und Irrlichter unseres Landes Minister sein, fragt man sich. (Aigner, Schröder, Niebel, Ramsauer lassen grüßen).

Wäre es nicht besser, wenn ein Mann mit der technischen Kompetenz eines Edward Snowden als deutscher Innenminister nach Washington reiste, um mit den Amis zu reden? Wäre es nicht tausendmal sinnvoller, stattdessen einen Friedrich im Transitbereich des maroden Moskauer Flughafens, wo er keinen Schaden anrichten kann, vergammeln zu lassen?

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Über das Phänomen der Piraterie

Alexandre O. Exquemelin, The Buccaneers of America, Cover(ajf) Eine ganz normale Meldung vom heutigen Tag: Rom. Vor der Küste Nigerias ist ein unter italienischer Fahne fahrender Tanker von Piraten überfallen worden. Wie die italienische Küstenwache am Dienstag weiter mitteilte, raubten die Angreifer die Besatzung aus und nahmen dann drei philippinische Crewmitglieder als Geiseln mit an Land. Über das Schicksal der Entführten sei nichts bekannt, hieß es weiter. Drei Italiener, darunter der Kapitän, und 16 weitere Philippiner seien an Bord zurückgelassen worden. (RP-Online, 12. Januar 2011)

Das Jahr 2010 sah nicht nur den Kachelmann Prozess, sondern auch noch einige weitere spektakuläre Gerichtsverfahren. (Hier die Liste der spektakulärsten Prozesse 2010). Am bemerkenswertesten aber: Zum ersten Mal seit Hunderten von Jahren gab es wieder Prozesse gegen Piraten. Einer fand im US Bundesstaat Virginia statt, der andere in Hamburg. Angeklagt waren somalische Seeräuber, die vor der Küste ihres Landes Containerfrachter kapern und ausrauben. Hierzulande war es der erste Piratenprozess seit dem ausgehenden Mittelalter. Zehn somalische Piraten hatten am 5. April 2010, Ostermontag, den deutschen Containerfrachter ›MV Taipan‹ rund 500 Seemeilen vor der Küste ihres Heimatlandes angegriffen und geentert.

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