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**Gutachter vor Gericht liefern oft ärgerliche bis unzumutbare Vorstellungen ab.** In der Verhandlung des Josef Fritzl gab es eine Ausnahme. Ein besonnenes und analytisch sehr klares Gutachten von Fritzls verschobener Weltwahrnehmung lieferte die im Prozess eingeschaltete psychiatrische Sachverständige Adelheid (Heidi) Kastner (46) aus Linz, der somit in Fritzls **kurzem Prozess** die **Schlüsselrolle** zukam.


Sie bescheinigte Fritzl zwar eine massive **Persönlichkeitsstörung**, die aber sicher keine Schuldunfähigkeit zur Folge habe. Fritzl sei immer in der Lage gewesen, das Unrecht seiner Handlungen zu erkennen. Trotzdem habe er sich dafür entschieden, so und nicht anders zu handeln. Damit wandte sich die Psychiaterin gegen die landläufige Auffassung, wer „so etwas“ tue, müsse krank sein. „Das stimmt nicht“, sagte sie, „aber wer so etwas tut, muss schwer gestört sein … Es geht ihm um Macht, um Beherrschen, um Kontrolle“, konstatierte sie. Deshalb sei Fritzl weiterhin für die Allgemeinheit gefährlich.
**_Gisela Friedrichsen_ schreibt über das Gutachten im _Spiegel_:**
Die Linzer Psychiaterin Adelheid Kastner legte am Mittag in einem beeindruckenden Gutachten dar, wie der Mensch F. zum Angeklagten F. wurde. Sie sprach langsam und eindringlich in klar verständlichen, von jedem Laien nachvollziehbaren Worten, so dass die Geschworenen, die F. am Donnerstag „schuldig“ oder „unschuldig“ zu sprechen haben, hochkonzentriert zuhörten…
!http://www.textundtext.de/bilder/tt_adelheid_Kastner.jpg(Dr. Adelheid Kastner)!
Dr. Adelheid Kastner
Foto: Landes-Nerven-
klinik Linz

Kastner rollte die Familiengeschichte weit nach hinten auf: Die harte Mutter, ihr hatte das Leben schon böse mitgespielt, benutzte den Sohn als ein „Alibikind“, wie F. sich selbst nennt. Seine Existenz verdankt er offenbar allein dem Wunsch der Mutter, ihrem Ex-Mann zu beweisen, dass sie sehr wohl Kinder gebären konnte. Denn ihre erste Ehe war kinderlos geblieben.
Mehr empfand sie anscheinend nicht für den Sohn. F. blieb Einzelkind. Er war einer zu Aggressionsausbrüchen neigenden und kaltherzigen, in ihrem Verhalten unkalkulierbaren Mutter hilflos ausgeliefert. Sie war gleichwohl der einzige Mensch, zu dem er in einer Beziehung stand. Großeltern, Verwandte, später vielleicht Freunde – Fehlanzeige. …
F. kennt von klein auf nur Angstgefühle und Ohnmacht. Und die lernte er wegzuschieben von sich, zu vergraben, bis sie nicht mehr wehtaten. Erst im Alter von elf, zwölf Jahren, als er merkte, dass ihm seine Intelligenz helfen würde, sich aus dem Elend zu befreien, wagte er Widerspruch gegen die Mutter.
**“Zum Vergewaltigen geboren“**
Er heiratete jung eine Siebzehneinhalbjährige, zeugte mit ihr sieben Kinder, fiel als Exhibitionist auf, verfolgte fremde Frauen, wurde wegen Vergewaltigung verurteilt, herrschte Zuhause offenbar wie ein Despot. „Ich bin zum Vergewaltigen geboren“, so seine eigene Einschätzung. Das lässt sich einmal als fortschreitende perverse Entwicklung deuten, mit der innere Konflikte und nicht zu bewältigende Emotionen kompensiert wurden.
Bei Inzestdelikten aber sind derlei Übergriffe immer eingebettet in ein strukturelles Gewalt- und Abhängigkeitsverhältnis, dem sich das Opfer nicht entziehen kann. An Elisabeth tobte der Angeklagte wohl seinen mit normalen Mitteln nicht zu befriedigenden Machtwillen aus. F. will Macht ausüben über andere. Er will deren Willen brechen. Er will sie besitzen. Elisabeth war dafür das ideale Opfer.
Es gibt Gründe, dass F. so geworden ist, wie er ist. Das ändert aber nichts daran, dass er rücksichtslos und gefährlich ist und nicht davor zurückschreckt, andere Menschen zu zerstören. **Die Verantwortung dafür, wie er geworden ist, kann ihm nicht abgenommen werden, da seine eigenen Entscheidungen diese Entwicklung wesentlich mitbestimmt haben.**
**F. hat jederzeit gewusst, dass er Unrecht tut**. Gutachterin Kastner ließ daran nicht den geringsten Zweifel. Das Gericht versicherte sich im Anschluss an das psychiatrische Gutachten nochmals: „War Herr F. in der Lage zu erkennen, dass er schuldhaft gehandelt und aus freiem Willen gegen die Regeln menschlichen Verhaltens verstoßen hat?“
Natürlich war er dazu stets in der Lage. Er ist nicht schwachsinnig, nicht geisteskrank, er hat nicht im Affekt gehandelt und er ist auch nicht so schwer gestört, dass er das Unrecht seines Tuns nicht mehr hätte erkennen können. Doch seine Gier nach Macht überstieg jede moralische und gesetzliche Norm.
„Ist er therapierbar?“ fragte das Gericht. „Was wäre in seinem Fall ein Therapieerfolg?“, fragte die Gutachterin zurück. Er müsste eigentlich lernen, mit sich selbst anders umzugehen. „Doch er sieht die Welt noch immer nach seinen Wunschvorstellungen. Alles andere blendet er aus“, konstatierte Kastner. Gerade für Familienmitglieder, wenn diese sich von ihm abwenden sollten, bliebe F. weiterhin gefährlich.
**Alles:** http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,614091,00.html
**Urteil:** http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,614269,00.html

**Mehr über Adelheid Kastner:**
_“Von Berufs wegen im Kriminal“_
Von Christine Radmayr
_Sie ist nicht nur im Sternzeichen Löwe, sie kämpft auch wie eine Löwin für die psychiatrische Betreuung von Sträflingen und Haftentlassenen. Früher wollte kein Arzt mit forensischen Patienten arbeiten. Seit Primaria Adelheid Kastner im November die Abteilung an der Landesnervenklinik übernommen hat, ist das anders. Die Psychiaterin weiß ihr Team optimal zu motivieren und lässt neuen Wind durch die Psychiatrie mit Forensikschwerpunkt in Oberösterreich und Salzburg wehen._
_“Angst um mein Leben hatte ich noch nie in der Arbeit mit Sträflingen. Ich verlasse mich auf mein Bauchgefühl. Zwei Mal habe ich einen Klienten hinausgeworfen, weil ich Angst hatte, dessen psychischer Zustand könnte kippen“, sagt die 43-jährige Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie. Kein Mauerblümchen, aber auch keine Emanze sitzt mir gegenüber. Vielmehr eine Frau mit scharfem Verstand, Disziplin, Charme und Humor, die weiß, was sie will und kann. „Ich agiere direkt, strukturiert und lasse nicht mit mir handeln.“_*Alles:*
www.wagner-jauregg.at/47962.php

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z.B.: Die Eilige Schrift Zwölf unangenehme Thesen zur Katholischen Kirche im Jahre 2012. – Die Katholische Kirche befindet sich auf einem Parforceritt zurück ins Mittelalter … und viele spielen eine beklagenswerte Rolle, wenn es um die Volksverdummung im Interesse der Kirche geht. Kritische Stimmen sind kaum zu hören, man ist viel lieber happy im Papst-Wahn.

z.B.: Die Wissenschaft des Reichwerdens.

Im Jahr 2006 schoss ein Buch fulminant in den Bestsellerlisten nach oben: »The Secret«, das Geheimnis, von Rhonda Byrne, einer australischen Autorin und TV-Produzentin. Als eine ihrer maßgeblichen Quellen nannte Byrne in einem Interview Wallace Delois Wattles mit seiner »Wissenschaft des Reichwerdens«. Dieses Buch ist bis heute der am klarsten formulierte Ratgeber dafür, wie man Erfolg im Leben hat.

z.B.: Sun Tsu: Die Kunst des Krieges

Psychologische Führung aller Beteiligten, Flexibilität und Taktik gegenüber dem Gegner, äusserste Disziplin in den eigenen Reihen – das sind Prinzipien, die heute wie damals in allen großen Organisationen, ja sogar im persönlichen Leben und in der Mann-Frau-Beziehung von entscheidender Bedeutung sind.