200 Jahre Frankenstein

(ajf) Der indonesische Vulkan Tambora spuckte nach einem gewaltigen Ausbruch – der größten Vulkan-Eruption seit 20.000 Jahren – Millionen Tonnen Asche in die Atmosphäre und sorgte für das legendäre ›Jahr ohne Sommer‹, 1816 schrieb man. In der Schweiz, in einer Villa am Genfer See, traf sich eine sinistre Runde, die man, je nach Blickwinkel, als dekadente literarische Spinner oder als geniale Vorfahren der Hippies bezeichnen könnte. Im Zentrum der Gruppe: Mary Shelley, die spätere Autorin des Frankenstein.

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Utopia bleibt (vorerst) Utopie

(ajf) Ein König, der erstens seine Triebe nicht unter Kontrolle hat, zweitens krampfhaft versucht, einen männlichen Nachkommen zu zeugen – was ihm vielleicht nur deshalb nicht gelingt, weil er an Syphilis leidet –, drittens eine verknöcherte Kirche, die sich beharrlich weigert, eine Ehe zu scheiden: Das waren die Zutaten, die dazu führten, dass Thomas More (* wahrscheinlich 7. Februar 1478 in London; † 6. Juli 1535 ebenda), einer der brillantesten Denker im England des 15./16. Jahrhunderts, auf dem Schafott landete. – Und dabei noch Glück hatte, nur geköpft zu werden. Nicht gehängt, ausgeweidet und gevierteilt, wie es damals üblich war.[1]

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The Swiss Army Knife

(ajf) When I came to Samoa for the first time, I did not know a lot of things:
For example I did not know, that Corned Beef is the main food item, that a bunch of Samoan Girls would like to marry me, that all shops are closed most of the time and – that’s the point of this story: That it is completely impossible to buy a Swiss Army Knife in all of Samoa.

What happened before

Well, not long before this, I owned a nice, handy Swiss Knife. It was quite thick, with countless useful tools underneath its red cover. Like little scissors, a file, a can-opener and even a saw. Having no money as a young guy, I bought it second hand from a friend, for just 10 Euro (something about 25 Samoan Tala), while the new ones sell for up to ten times that price. The thing served me well for many years, and in Bali, where I used to live the majority of the year, I cut hundreds of bamboo-piles with the saw, building furniture. Yes, it was a good knife, and I truly loved it …

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Online mit den Göttern

Der Artikel, aus dem Jahr 1999 stammend, in der SZ erschienen, wurde überarbeitet. Veränderungen und Kommentierungen sind kursiv gesetzt.

(ajf) Auf Bali, dem indonesischen Urlaubs-Paradies im Indischen Ozean, schießen die Internet-Shops wie Pilze aus dem Boden. Denn auch auf der Insel der Tausend Götter und zehntausend Tempel wollen immer mehr Menschen online gehen – manchmal sogar mitten im Reisfeld …

Wayan hat es eilig, denn er ist verliebt. Der 24jährige Balinese muss schnell ins Internet-Cafe radeln, um seiner Deutschen Freundin Britta in Dortmund eine E-Mail zu schreiben. Es ist 19 Uhr, Wayan hat Dienstschluss in dem Reisebüro, in dem er arbeitet. In Deutschland ist es jetzt 12 Uhr mittags. Britta sitzt grade an der Uni vor dem PC – das müsste passen. Auf Bali, dem indonesischen Urlaubsparadies, war es noch vor ein paar Jahren ein schwieriges Unterfangen, ein internationales Ferngespräch zu führen. Heute sprießen die Internet-Shops wie Bambus aus dem Boden, und mit einem Mausklick klinkt man sich ins weltumspannende Datennetz.

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Liebe, Tod & Alles auf Bali

(ajf) Bali, die bekannteste der rund 13.000 indonesischen Inseln, ist ein Mikrokosmos für sich. Es gibt Küsten, Strände, Surfspots, ebenso wie atemberaubende Natur im Inselinneren: Vulkane, Wasserfälle, Dschungel. Vor allem aber eine unglaublich ausgeprägte Kultur, eine lange Tradition der Malerei, des Tanzes, der Poesie – vieles davon beruht auf der Kraft und Eigenständigkeit der balinesischen Kultur, des balinesischen Hinduismus. Und allein dadurch, durch die Sonderstellung als hinduistische Enklave im indonesischen Riesenreich (ca. 90 Prozent Muslime), gewinnt es  einen ganz besonderen Charakter und speziellen Charme – Bali ist anders.

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Boulevard of Broken Surfboards

(ajf) Weil viele Anfänger ihr Glück im Surf vor Balis bekanntester Küste suchen und die Wellen oft tückisch sind, ist wohl nirgendwo auf der Welt die Surfboard-Crash-Quote ähnlich hoch wie hier.

Peter kam aus England und ich traf ihn in Ubud, Balis künstlerischen Zentrum und kultureller Mitte. Manchmal, wenn es mir im hektischen Legian, wo ich wohne, zu bunt wird, setze ich mich ins leisere Ubud ab und quartiere mich in einem kleinen Losmen, das ich seit Jahren kenne, ein. In Ubud also, wo das Sambal besser schmeckt, die Nächte stiller sind, das Lachen der Menschen ehrlicher ist, verabredete ich mich mit Peter, einem nicht gerade mit Arbeit überlasteten englischen Motorrad-Restaurator aus Oxford, zum gemeinsamen Surf am Kuta Beach. Peter hatte früher einmal in Kalifornien gelebt, daher war ihm das Wellenreiten nicht gänzlich fremd – immerhin hatte er schon ein paarmal auf einem Brett gestanden. Bali jetzt, das sei doch die perfekte Gelegenheit, es wieder einmal zu versuchen …

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Kilimandscharo: Eine Trekking-Tour auf der Spur des Leoparden

(ajf) »Der Kilimandscharo ist ein schneebedeckter Berg von sechstausend Metern Höhe und gilt als der höchste Berg Afrikas. Der westliche Gipfel heißt bei den Massai ›Ngája Ngai‹, das Haus Gottes. Dicht unter dem westlichen Gipfel liegt das ausgedörrte und gefrorene Gerippe eines Leoparden. Niemand weiß, was der Leopard in jener Höhe suchte.«

Mit diesen schlichten und magischen Worten beginnt Ernest Hemingway seine Erzählung »Schnee auf dem Kilimandscharo«.



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Sommerzeit im Winter: Cui bono?

(ajf) Lassen wir mal das nicht zugkräftige Argument der Energieeinsparung beiseite und fragen: Wem nützt die Sommerzeit (MESZ), wem nicht?

Die Sommerzeit ist keine so gute Sache für jene, die als Gerüstbauer, Bauarbeiter, Bauern, Straßenkehrer, Bäcker usw. früh raus müssen, also Leute, die noch echte, handfeste Arbeit tun. Auch für Schulkinder, die in Deutschland ohnehin zur unchristlichen Zeit von 8 Uhr in der Klasse sitzen müssen, ist sie ein Nachteil. – Allerdings spielt das alles im Sommer überhaupt keine Rolle, denn da wird es ohnehin früh hell. Genau darum hat die Sommerzeit im Sommer ihre Berechtigung.

Eine Sommerzeit im Winter würde aber bewirken, dass alle gezwungenen Frühaufsteher stundenlang im Dunkeln arbeiten und Kinder beinahe vier Monate im Jahr im Dunkeln zur Schule wandern müssen. Ob das wünschenswert ist, wage ich zu bezweifeln. Sinnvollerweise sollte man dann wie in anderen Ländern den Schulbeginn auf 9 Uhr verlegen.

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